Schnittplatzumfrage 2019

Auffallend ist insbesondere in Bezug auf die 0€-Praxis, dass hier die Region Berlin/Brandenburg deutlich die höchsten Anteile in allen Filmbereichen (Kinospielfilm, TV-Spielfilm & Dokumentarfilm) hat. Nimmt man den Bereich der niedrigen Vergütung hinzu, so zeigt sich, dass diese Region weit abgeschlagen ist in Punkto Tonschnittplatzvergütung gegenüber Bayern/Baden-Württemberg, NRW und „übriges Bundesgebiet“. Es liegt zudem nahe, in die Betrachtung der Tagessätze mit einzubeziehen, dass im Markt unter den Markteilnehmern Preise durchaus Verhandlungssache sind und dass diese, neben einem gewissen Konkurrenzdruck auch mit dem vorhandenen Gesamtbudget zusammenhängen. Gerade deshalb ist es wichtig, dass eine angemessene Vergütung des Tonschnittplatzes essentiell ist. Denn ohne einen Schnittplatz können Sounddesignerinnen ihre Tätigkeit nicht ausüben. Wenn also dieser Schnittplatz nicht extra oder zu gering vergütet wird, bedeutet das, dass der/die Sounddesigner/in diesen durch seine/ihre Gage bzw. Honorar finanziert. Diese Gagen/Honorare sind aber grundsätzlich exklusive Technik und Räumlichkeit anzusetzen, das besagt auch die Tarifgagen-Tabelle für Film- und Fernsehschaffende. Folglich fehlt dieses Geld nicht nur als Einkommen für den Lebensunterhalt, sondern verschärft die Problematik der sozialen Absicherung und Altersvorsorge. Das betrifft, wie gezeigt wurde, insbesondere die jüngeren, berufsunerfahreneren Sounddesigner*innen.
Geht man davon aus, dass ein Tonschnittplatz in der Regel keine 12 Monate ausgelastet ist, sondern mehrheitlich zwischen 6-10 Monaten, bedeutet das, dass diese Auslastung die Investitionen und die Unterhaltskosten über das gesamte Jahr tragen muss.
Insgesamt betrachtet, zeigt sich hier insbesondere die spezielle Problematik der 0 €-Praxis. Sie ist unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht tragbar und gefährdet nicht nur die Zukunftsfähigkeit der Sounddesigner*innen, sondern betrifft auch und im Besonderen die Nachwuchsförderung. Zu niedrige Tagessätze, vor allem aber auch die 0 €-Praxis, setzen den gesamten Markt unter Druck und gefährden so auch längerfristig die Durchsetzbarkeit von angemessenen Tagessätzen für einen Tonschnittplatz. Denn dies zeigt diese Untersuchung sehr deutlich: Es gibt ein breites Feld, in dem Sounddesigner*innen regelmäßig einen mittleren und auch einen hohen Tagessatz für ihre Schnittplätze erzielen können (insgesamt 55,8 %).
So werden aufgrund der hier abgebildeten Gesamtsituation die Ergebnisse dieser Studie folgerichtig als Grundlage für eine noch auszuarbeitende Empfehlung für eine wirtschaftlich tragfähige Vergütung eines Tonschnittplatzes sein, und zwar basierend auf der bereitgestellten technischen und räumlichen Infrastruktur.